ERINNERUNGEN
FAMILIE GERD HORN
KARLSHOF
Karlstrasse 19
Bad Nauheim
Gerd Horns Urgroßvater Heinrich Horn verließ Bad Nauheim. Er wanderte in den letzten 1880er Jahren mit seiner Frau nach Amerika aus. Sohn Gottlieb blieb in der Obhut seiner Tante Susanne bis zu seinem Schulabschluss in Bad Nauheim. Danach reiste er im Alter von 15 Jahren 1892 ganz alleine zu seinen Eltern nach Cincinnati, wo er bis 1903 blieb. In dieser Zeit starb seine Mutter, sein Vater heiratete wieder und es wurden Gottliebs Stiefschwestern Bertha und Alma geboren. Am wohlsten fühlte sich Gottlieb in Bad Nauheim. Daher kehrte er nach etwa 10 Jahren Aufenthalt in Amerika, inzwischen 26-jährig, in seine Heimatstadt zurück. Seine Tante Susanne erfreute ihn sogleich mit ihrem Erbe, was Gottlieb ermöglichte, den KARLSHOF, Karlstraße 19 zu kaufen, in dem seine Tante einen Spielwarenladen betrieb und beide wohnten. Er kaufte das Haus, von der Witwe des Erbauers, des Deutsch-Schweizer Architekten Karl August Hiller (1852-1901). Nach und nach wandelte er den Spielwarenladen der Tante in einen vielgeachteten Kolonialwarenladen um, in dem es z.B. auch Brunnengläser zur Einnahme der Heilquellen zu kaufen gab.
1906 heiratete Gottlieb Horn Elise Aletter, eine der vier Töchter des legendären Bäckermeisters Peter Aletter, dessen Grabstein auf dem Bad Nauheimer Friedhof noch erhalten ist. Aus ihrer Ehe
gingen drei Söhne hervor: Rudolf, Vater von Gerd Horns Bad Nauheimer Cousine Heinke, Heinrich, vermisst im 2. Weltkrieg und Friedrich, Gerd Horns Vater. 1932 verstarb Tante Susanne. Großvater
Gottlieb folgte ihr 1951. Das Kolonialwarengeschäft wurde von Gerd Horns Vater Friedrich und seinem Bruder Rudolf weitergeführt. Nachdem auch Großmutter Elise 1954 starb, führte Friedrich Horn
das Geschäft bis Ende 1977 alleine weiter. Aus Altersgründen und aufgrund der neuen Supermärkte wurde das Kolonialwarengeschäft für immer geschlossen. Seither nutzen andere Geschäftsinhaber die
Flächen. - Aufgrund der Auswahl der Waren und der Sprachkenntnisse von Familie Horn, zählten z.B. 1959 auch die Leibwächter von König Saud zu ihren Kunden. Gerd Horn besaß in dieser Zeit gerade
mal ein paar Tage eine eigene Kamera, die sogleich genutzt wurde, den von der Öffentlichkeit beachteten Weg von König Saud vom Parkhotel zu seinem Zahnarzt entlang dem Solgräbchen in Bildern
festzuhalten. Ein Bild zeigt König Saud auch vor einem der Fürstenbäder im Sprudelhof.
Das stattliche Haus, das entsprechend der großen Sandsteinlettern an der Fassade als KARLSHOF bekannt ist, besteht in seinem Innern aus zwei autarken Einheiten, die vollständig voneinander
getrennt sind. Der Gebäudeteil an der Ecke Karlstraße/Hauptstraße zählt bereits zur ‚Nachbarschaft‘. Die ursprünglich beim Bau des Hauses als Café geplante Räumlichkeit an der rückwärtigen
Alicestraße, musste aus Platzgründen als Lager für das Kolonialwarengeschäft genutzt werden. Die wunderschöne Deckenvertäfelung und einige farbige Bleiglasfenster zeugen noch heute von der Liebe
für den Standort und der Freude an dieser ursprünglichen Geschäftsidee. Als Andenken an seine Rückkehr über die Meere nach Bad Nauheim brachte Gerd Horns Großvater eine Miniatur des
Überseedampfers mit. Eine beeindruckende Urkunde mit einem leuchtend roten Siegel, die seine Auswanderung bestätigt, ist auch erhalten. Nach dem Tod seiner Eltern entdeckte Gerd Horn das
Emailleschild von Tante Susanne: Kunstvoll hatte sein Großvater mit Ölfarbe aus dem „S.“, dem Anfangsbuchstabens Ihres Namens, ein „G.“ gestaltet. Unvermittelt blitzte mit dieser Entdeckung der
Zusammenhang der gesamten Familie auf. Traditionell dreht sich alljährlich der Weihnachtsbaum in einem Weihnachtsbaumständer mit integriertem Spieluhrwerk, der ebenfalls an Tante Susanne
erinnert. Viele Fotos und Bilder zeugen von Gerd Horns Verbundenheit mit Bad Nauheim: So auch ein Repro von einem farbenfrohen Gemälde aus dem ehemaligen Café Bingel, das die Alt-Nauheimer Kerb
zeigt.